Dupal Hans Detlef

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Aus Franz Kaindl
HANS DETLEF DUPAL – EIN MALER DER NICHT NUR MALT
… Immer mehr löst sich der Maler Dupal mit zunehmender malerischer Erfahrung von „Vor“-Bildern und kommt zu einer freien, in manchen Bildern ungehemmten Sicht des malerischen Tuns, dessen Urtümlichkeit die fest gefügten Gerüste der frühen Jahre verlässt. Das Aufgeben von ausgewogenen Bildkompositionen führt zwangsläufig hin zu einer dem Gestischen, dem malerischen Tun an sich, verpflichteten künstlerischen Auffassung. Diese kann sich bei Dupal einmal in impetuos-wilden, sich widersprechenden Farbaufträgen ebenso erfüllen wie in reliefartigen, fast monochromen. Wenn Hans Staudacher erklärt: “ Meine Malerei ist nichts weiter als eine Form von gesteigertem Leben. Hier bin ich ganz ich selbst und muss jeden Augenblick bekennen“, so postuliert dies Dupal auch für sich. Das heißt, der vorhin ausgesprochene Individualismus muss sich im Werk beweisen, immer wieder, um diesem hohen Anspruch gerecht werden zu können.
… Hatte Gentils diesen Neubeginn als „Anti-peinture“, als „Gegenmalerei“ bezeichnet, und sich auch in seiner zukünftigen Tätigkeit der Bildmalerei enthalten, so läuft bei Dupal das Objektprogramm parallel zu seinem malerischen Tun. In den meisten der behandelten Holzobjekte, die menschlichen Körperformaten angepasst werden, das heißt eine Höhe von etwa 180 cm kaum überschreiten, ist eine so bedeutende „malerische“ Komponente enthalten, dass die Affinität zu den klassischen Maltechniken Dupals unverkennbar ist. Ja, in jenen Objekten, an denen er mit dem Brenner die Oberfläche an- und verkohlt, wird sein Hang zur Farbigkeit besonders deutlich, da er alles daran setzt, um den samtigen, tief schwarzen Gesamtton, der sich durch den Verbrennungsprozess ergibt, zu erhalten, ähnlich einem Drucker, der auch den sinnlichen Reiz des Druckvorganges durch das Erreichen eines samtigen Schwarztones bestätigt sieht. Für den Maler Dupal ist es klar, dass dort, wo er eine zusätzliche Behandlung für nötig hält, zur Farbe greift. In der Regel wird es Ölfarbe sein, wenn es gilt weitere Spannungsfelder zu erzeugen.
Die ersten Holzobjekte des Künstlers, welche uns auf Ausstellungen begegneten, waren einfache, alte Holzbrettertüren, die er mit großer Umsicht behutsam veränderte. Dieser Respekt, vor Tradition atmenden Gebrauchsartikeln, weicht mit der Zeit der Lust an der Selbstherstellung des Ausgangsprodukts, wohl auch deswegen, weil alte Türen nicht unbeschränkt zur Verfügung stehen können. Allerdings behandelt er diese neuen Untergründe so raffiniert, dass für den unaufmerksamen Betrachter der Charakter einer „alten“ Türe durchaus vorhanden scheint. Es mag zunächst als unwichtig angesehen werden, ob es sich um „alte“ oder „neue“ Untergründe handelt, ist es aber künstlerisch gesehen nicht. Hat es der Künstler mit alten Fundstücken zu tun, so „reagiert“ er auf Vorhandenes, auf seine Oberfläche, seine Strukturen und – spirituell gesehen auf die Abnützung, die durch das „Angreifen“ früherer, vergangener Generationen sich ergeben haben. Bei jenen Untergründen, die er selbst zimmert, „agiert“ der Künstler von Beginn an, das heißt, er kann den Anschein von „alt“ erwecken, er kann aber auch ein Gesamtkonzept seines Tuns an der Holzplatte erproben. Beides ist für Dupal nicht nur spannend, sondern im Wechselspiel des Tuns seinem künstlerischen Wollen besonders adäquat. Ausgehend von den Fundstücken, die ja oft nur Bruchstücke sind, die lose zusammengefügt, auch Durchblicke ermöglichen, verwendet Dupal diese „Zufälligkeit“ bei den neuen Untergründen bewusst, das heißt, erführt sie absichtlich herbei und bezieht damit die „Wand dahinter“ in seine Gestaltung mit ein.
Das kann einmal in freier Natur geschehen, um das Wechselspiel der Tageszeiten, des Wetters usw. mitwirken zu lassen, oder determinierend, wenn er etwa ein Objekt für die Ausstellungskirche St. Peter an der Sperr in Wiener Neustadt anfertigt, um die dort vorhandenen Mauerstrukturen gleichsam als weitere Dimensionen anzusprechen.
Unabhängig von der Qualität der Oberflächenbehandlung, die bei Dupals Objekten den Betrachter fast hypnotisch zwingt, sie betasten und angreifen zu wollen, zeigt sich das formale Gestaltungskonzept. Dieses geht in der Regel von einfachen Formprinzipien aus, die als archaische Zeichen, Symbole oder Flächenteilungen auftreten und stellt ein neues, in seiner Malerei kaum anzutreffendes Formelement dar.
… Kennt man Künstler und Werk genauer, kann mit ziemlicher Sicherheit vorausgesagt werden, dass der Schritt hin zu den Holzobjekten nicht der letzte auf von ihm noch nicht begangenen Wegen sein wird, ist er selbst doch viel zu neugierig und auch zu unruhig, um sich auf einem festen, bekannten und abgeschnittenen Terrain allzu lange aufzuhalten.