„Umjubeltes Finale einer musikalischen Kreuzfahrt“

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Sonntagnachmittag war es soweit: Nach einer elftägigen Reise in die Neue Welt lief das musikalische Kreuzfahrtschiff der 23. Internationalen Haydntage mit Maestro Adam Fischer an Bord im Heimathafen Eisenstadt ein. Der Kapitän des Festivals, Intendant Walter Reicher, hatte das Publikum im heurigen Jahr auf eine spannende Fahrt nach Übersee mitgenommen, um sich dort gemeinsam mit Künstlern aus aller Welt auf die Suche nach Joseph Haydn zu begeben.

„Haydn & Die Neue Welt“ lautete das Motto der diesjährigen Haydntage. Ein Thema, das sich als roter Faden durch das gesamte Programm zog und auch mehrschichtig zu verstehen war. So wagte sich Intendant Reicher zum Auftakt der Festspiele auf neues Terrain. Das Eröffnungskonzert der Orchester Akademie Ossiach wurde auch Dank der visuellen Umsetzung durch das Ars Electronica Futurelab (beeindruckende Bilder in HD und 3D-Projektionen untermalten die Musik) zu einem Konzerterlebnis, das das Publikum zu nicht enden wollendem Applaus hinriss.

Danach stand in der ersten Festivalwoche Haydns bekanntes Oratorium „Die Schöpfung“ auf dem Programm, gefolgt von einer Reise nach Brasilien, wo wir Haydns Lieblingsschüler Sigismund Ritter von Neukomm begegneten. Trevor Pinnock lud danach zu einer Nacht ganz im Stile der berühmten Madama Mara, und Il Giardino Armonico zeigten einmal mehr, was es heißt, mit Leib und Seele zu musizieren.

Die zweite Festivalwoche wurde mit der Siemens Schülermatinee „Peppo erlebt die Jahreszeiten“ eröffnet, einem musikpädagogischen Projekt für Volksschüler. Ein seltenes und wunderbares Hörerlebnis lieferte der argentinische Star Sol Gabetta mit ihrer eindrücklichen Interpretation von Haydns Cellokonzert in C-Dur. Einer der Höhepunkte war auch wieder der Auftritt von Maestro Adam Fischer, der sich mit seiner Österreichisch-Ungarischen Haydn Philharmonie einmal mehr als Experte für die Werke Haydns erwies. Musikalische Feinarbeit am Dirigentenpult, dafür steht der Grandseigneur der Zunft, Sir Neville Marriner, der das Publikum unter anderem mit der berühmten Oxford-Symphonie des großen Komponisten verzauberte.

Danach wurde der musikalische Blick erneut gen Südamerika gerichtet. Die Schweizer Akkordeonistin Viviane Chassot zeigte, dass Haydn & Tango auf unglaubliche Weise harmoniert und La Stagione Frankfurt unter Michael Schneider brachte Sigismund Neukomms, „Symphonie à grand orchestre“ Es-Dur zur Wiedererstaufführung nach 150 Jahren. Im intimen Rahmen des Empiresaals beglückte die Camerata Köln mit Haydns Divertimenti für Flöte, Violine und Violoncello. Den Haydnsaal zum Beben brachten schließlich The Philharmonics die mit ihrem Ausflug an den Broadway zeigten, dass das „E“- und „U“ vor „Musik“ keine sich ausschließenden Kriterien sind.

Die traditionellen Abschlusskonzerte bestritten auch heuer wieder Adam Fischer und seine Haydn Philharmonie mit stimmgewaltiger Unterstützung der Wiener Sängerknaben. Die Besucher der beiden Konzerte zeigten sich im ersten Teil von Haydns schönsten Chorwerken überwältigt. Mit Haydns Symphonie „La Chasse“ zum ersten und traditioneller Weise dem letzten Satz seiner Abschiedssymphonie gingen nach elf wunderbaren Tagen die letzten Künstler von Bord und ein erfolgreiches Festival zu Ende.

Sichtlich glücklich über den großen Erfolg der 23. Internationalen Haydntage zeigte sich Intendant Walter Reicher. Alle 10.000 Tickets seiner musikalischen Reise waren verkauft, die Konzerte bis auf den letzten Platz gefüllt. „Wir haben heuer auch neue Wege beschritten und es hat sich gezeigt, nur wer wagt, kann auch gewinnen. Das Publikum war begeistert und sprach von den fröhlichsten und sonnigsten Festspielen, die wir je hatten“, freut sich Reicher.

Obwohl bekannt ist, dass Haydn nie selbst in Amerika war, hat sich gezeigt, „dass dieser faszinierende Komponist schon zu seinen Lebzeiten Spuren in der Neuen Welt hinterlassen hat, die auch in der Gegenwart noch erkennbar sind. Und die Entwicklungen und Ereignisse in der Neuen Welt hatten wiederum Einfluss auf Haydn“, sagt der Intendant.

Dies zeigten auch die Erkenntnisse der Wissenschaftler, die drei Tage lang im Rahmen eines internationalen Symposiums den wechselseitigen Beziehungen zwischen Joseph Haydn und der Neuen Welt vertiefend nachgegangen waren.

Haydn & Italien 2012

Im kommenden Jahr brechen die Internationalen Haydntage zu einer neuen Reise auf. Diesmal führt sie Joseph Haydn in „das Land, wo die Zitronen blühen“, wie Haydn-Fan Johann Wolfgang von Goethe, Italien beschrieb. Schon jetzt sind renommierte Haydninterpreten fix gebucht, wie etwa Adam Fischer, Giovanni Antonini, Bernard Labadie, Mike Fentross, Patricia Kopatchinskaja, Mischa Maisky, Simone Kermes, Il Giardino Armonico, I Musici di Roma oder die Academy of Ancient Music.