Beginn der Restaurierung der Fassaden im Innenhof

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In den vergangenen Wochen wurden an kritischen Stellen sorgfältige Begutachtungen der Hoffassaden des Schlosses Esterházy in Eisenstadt durchgeführt. Die Fassadenflächen bilden eine der wertvollsten historischen Außenoberflächen Österreichs aus der Zeit um 1650.
Dabei wurden detaillierte Schadens- und Bestandsaufnahmen der noch weitgehend erhaltenen barocken Fassadenflächen erstellt. Diese Fassaden wurden zuletzt in den 1970er-Jahren überarbeitet; danach wurden durch den früheren Pächter nur vereinzelte, jeweils anlassbezogene Reparaturen in kleinen Teilbereichen durchgeführt.

Akute Schäden und Notsicherung des Verputzes
Der unmittelbare Anlass der Begutachtung durch Dipl. Restaurator Jörg Riedel sind akute Schäden, die im Winter 2010/2011 an der Fassade vermehrt aufgetreten sind und schnelle Notsicherungen des Verputzes erforderten. Die ersten Sicherungsmaßnahmen wurden bereits im Jänner und März 2011 durchgeführt. Die Begutachtung der gesamten Fassade ergab massive Schäden an verschiedenen Punkten, insbesondere im Bereich des Konsolgesimses, die nun weitere Sicherungsmaßnahmen dringend erforderlich machen.

Dipl. Restaurator Riedel, der derzeit auch Restaurierungsarbeiten im Schloss Schönbrunn und im Palais Prinz Eugen von Savoyen in der Wiener Himmelpfortgasse leitet, sagt dazu: „Der Verputz hat sich infolge der Korrosion der Drähte, mit denen die Stuckaturrohrarmierung als Haftvermittler des Putzes an der hölzernen Trägerkonstruktion der Konsolbalken und der Verschalung befestigt ist, großflächig abgelöst und teilweise gesenkt, was zu massiven Rissen innerhalb der Putzkonstruktion führte. Einzelne Putzschollen haben sich soweit gelockert, dass sie abzustürzen drohen.“

Da die Schäden großflächig alle Seiten der Hoffassaden betreffen, werden derzeit erste Sicherungsbespannungen durch unterfangende Netze angebracht. Dauerhafte Sicherungen können erst mit der vollständigen Fassadenrestaurierung erfolgen. Für diese werden derzeit Musterarbeiten durchgeführt.

Riedel weiter: „Diese Schäden sind im Wesentlichen auf die mangelnden Instandhaltungsarbeiten in den vergangenen Jahrzehnten zurückzuführen“. Die Esterházy Privatstiftung verwaltet das Schloss erst seit dem Jahr 2010,  nachdem ihr mit Ende der 40-jährigen Verpachtung die wertvolle Immobilie vom Land Burgenland zurückgestellt wurde.

Erkundung des barocken Vorbildes
Die Musterarbeiten (Musterfassadenachse) für die umfassenden Restaurierungsarbeiten legen den barocken Originalbestand frei, der im  Rahmen einer restauratorischen Befunduntersuchung ermittelt wurde. Die Hoffassaden zeigten in den Nullflächen einen mit Smalte (ein künstlich aus Kobaltglas erzeugtes barockes Blaupigment) durchgefärbten und mit Kieselsteinen inkrustierten Verputz, der neben den Fassadengliederungen mit glatter Oberfläche in Weiß und Grau von der einzigartigen barocken Fassadenkunst des Eisenstädter Schlosses zeugt.
Im Laufe der Jahrhunderte ging sowohl die Färbigkeit als auch die Oberflächenstruktur der Fassadenflächen durch mehrere deckende Anstriche verloren. In den 1970er-Jahren versuchte man bei der letzten Gesamtüberstreichung die ursprüngliche Färbigkeit herzustellen. Die für die ästhetische Wirkung der Fassade wichtige Oberflächenstruktur wurde dabei durch den massiven Farbauftrag deutlich geschwächt.

Im Mittelpunkt der Arbeiten steht nun die Freilegung der ursprünglichen Oberfläche innerhalb der Nullflächen und als eine Variante dazu die Teilfreilegung mit anschließender Rekonstruktion, die sowohl die Oberflächenbeschaffenheit als auch Färbigkeit der historischen Fassadengestaltung erkennbar macht.

Die Esterhazy Privatstiftung räumt diesen Arbeiten große Bedeutung zu, weil damit die interessanteste und wertvollste Außenfassade des Burgenlandes erkundet und der Öffentlichkeit vorgestellt wird.