Erstmals widmet sich eine Ausstellung der Genese der Bild-Dichtungen von Brus

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Mit der Zerreißprobe beendet Brus 1970 seine Aktionszeit und es entsteht ein zeichnerisches und literarisches Werk, das mehrere 10.000 Blätter umfasst.

Günter Brus, Blindes Brot; Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

In einer Zeit, in der sich ein Umbruch in seinem Schaffen andeutet, dessen Richtung und Konsequenz er mehr erahnt, als dass er sie bereits kennt, wird er mit dem Schaffen eines Künstler-Dichters konfrontiert, dessen erratisches Werk ihm Inspiration und Wegweiser wird: William Blake. Dessen „illuminated manuscripts“ werden für Brus Vorbild und Legitimation seiner eigenen Manuskripte, wie er seine Bild-Dichtungen in der 1970er-Jahren noch nennt. In der intermedialen Gattung der „Bild-Dichtung“, die ebenso Wort- wie Bildkunst ist, findet Brus eine künstlerische Form, die eine Grenzüberschreitung in Permanenz bedeutet. Die über 800 Text-Bild-Zyklen, die Brus seit den 1970er-Jahren geschaffen hat, zeigen nicht nur die gesamte Bandbreite seiner Bildsprache, sondern bezeugen auch eine lebenslange Auseinandersetzung mit der Literatur-, Kunst- und Kulturgeschichte, die sich in zahllosen Zitaten und Anspielungen manifestiert. Die Bild-Dichtungen werden gemeinhin definiert als eine Synthese von Sprache und Bild, bei der sich die beiden Ausdrucksformen nicht bedingen, sondern ein dialektisches und kontrapunktisches Neben- und Miteinander führen. Der Text gibt keine Erklärungen zum Bild ab, doch ist er reich an sprachlichen Bildern und Metaphern, die Zeichnung stellt keine Illustration des Geschriebenen dar, obgleich in ihr ebenso poetisch erzählt wird.

Die Ausstellung im BRUSEUM, die sich erstmals ausschließlich seinen Bild-Dichtungen widmet, zeigt den Entstehungsprozess und die Vielfältigkeit dieses von Brus entwickelten Genres von den frühen 1970er-Jahren bis in die Gegenwart.

Laufzeit: 18.06.‒17.10.2021

BRUSEUM, Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz

www.bruseum.at