Wiener Neustadt: „Vorhang auf“ für das neue Stadttheater ab Herbst 2024

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Das Stadttheater Wiener Neustadt wird in den nächsten Jahren baulich modernisiert und organisatorisch komplett neu aufgestellt. Die detaillierten Pläne für diese Neu-Aufstellung wurden im Rahmen einer stimmungsvollen Veranstaltung im Theater von Landesrat Jochen Danninger in Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Bürgermeister Klaus Schneeberger und Paul Gessl, Geschäftsführer der NÖ Kulturwirtschaft GmbH, präsentiert. Den Zuschlag für die bauliche Umgestaltung erhielten die Wiener Neustädter KOUP Architekten ZT gmbh und SMP ZT Die Wiedereröffnung des traditionsreichen Hauses erfolgt pünktlich zum 230-Jahr-Jubiläum im Herbst 2024.

Bild (Stadt Wiener Neustadt/Weller, v.l.n.r.): Architekt Peter Übersberger, Paul Gessl (Geschäftsführer NÖ Kulturwirtschaft GmbH), Landesrat Jochen Danninger, Bürgermeister Klaus Schneeberger, Hermann Dikowitsch (Leiter der Kulturabteilung/Land NÖ), Kulturstadtrat Franz Piribauer

Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat Jochen Danninger zu dem Projekt: „Bei der Sanierung des Stadttheaters Wiener Neustadt arbeiten die Stadt, das Land Niederösterreich sowie Niederösterreichs Wirtschaftsagentur ‚ecoplus‘ Hand in Hand – eine Partnerschaft, die sich bereits rund um die Landesausstellung 2019 bewährt hat. Dieses Projekt ist nun der nächste Meilenstein, den wir gemeinsam in Angriff nehmen. Wie bei den Kasematten oder dem Museum St. Peter an der Sperr geht es auch beim Stadttheater darum, bauliche Schätze der Stadt gemeinsam behutsam aufzupolieren und auf den – auch technisch – aktuellsten Stand zu bringen. Mit dem Stadttheater entsteht in der Stadt ein neues kulturelles Schmuckkästchen mit Strahlkraftweit über die Stadtgrenzen Wiener Neustadts hinaus.“

Bürgermeister Klaus Schneeberger: „Das Stadttheater Wiener Neustadt ist mit seiner jahrhundertelangen Tradition und Geschichte eine ganz wichtige Visitenkarte unserer Stadt. Um diesen Stellenwert auch in Zukunft zu erhalten, ist es unbedingt notwendig, das Haus baulich, organisatorisch und inhaltlich fit für eine erfolgreiche kulturelle Zukunft zu machen. In der neuen Partnerschaft mit dem Land Niederösterreich bzw. seiner Kulturbetriebe sind diese Schritte in einer hohen Qualität möglich. Mit den Umbauarbeiten bringen wir das Haus technisch auf den neuesten Stand, ohne aber die Charakteristik des einmaligen Raumes zu zerstören. Wir verbinden Geschichte mit Gegenwart und Zukunft. Ab 2024 wird dann ein zeitgemäßer, aber dennoch traditioneller Spielplan dafür sorgen, dass wir weiterhin DAS Theater für Jung und Alt sein werden und gleichzeitig Bühne für die lokale Szene bleiben

können. Ich bedanke mich bei Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner für die Partnerschaft und dem gesamten Team der NÖ Kulturbetriebe für die konstruktive Zusammenarbeit.“

Paul Gessl, Geschäftsführer der NÖ Kulturwirtschaft GmbH: „Das ehemalige Stadttheater Wiener Neustadt soll zu einem künstlerischen und kulturpolitischen Zentrum des Kulturlandes Niederösterreich im Süden werden. Es wird ein neues Zuhause der bestehenden Ensembles Tonkünstler-Orchester und Landestheater Niederösterreich. In Kooperation mit dem Kino im Kesselhaus in Krems wird darüber hinaus ein hochwertiger Filmschwerpunkt gesetzt. Die Kunst- und Kulturvermittlung in der zweitgrößten Stadt Niederösterreichs wird ausgebaut und soll fortan in die gesamte Region ausstrahlen. Selbstverständlich wird der Sparte Kabarett sowie regionalen Kulturinitiativen weiterhin Platz gegeben.“

Die organisatorische und künstlerische Neu-Aufstellung

  • Das Wiener Neustädter Stadttheater wird in eine neue Kultur-Gesellschaft überführt.
  • Gesellschafter der neuen GmbH sind die NÖ Kulturwirtschaft GesmbH (51%) und die WN Kul.Tour.Marketing GmbH, der bisherige Betreiber des Stadttheaters (49%).
  • Die bisherigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden von der neuen GmbH übernommen.
  • Der Spielplan wird mit Produktionen des Landestheater Niederösterreichs, Filmen in Kooperation mit dem „Kino im Kesselhaus“, sowie Auftritten der NÖ Tonkünstler gestaltet.
  • Kabaretts bleiben erhalten, Gastspiele von Tourneetheatern und Operetten finden nicht mehr statt, Operetten-Metropole des südlichen Niederösterreichs ist und bleibt Baden.
  • Platz für lokale Theaterproduktionen ist weiterhin gegeben.
  • Das Stadttheater Wiener Neustadt wird somit zu einer weiteren wichtigen Säule der Landeskultur und im gesamten Gefüge der Hotspot der Landeskultur im Süden.

Die bauliche Generalsanierung

  • Teilsanierung des Gebäudetraktes Stadttheater mit dem Ziel, dem Stand der Technik unter Berücksichtigung der Vorgaben der Denkmalpflege zu entsprechen
    • Beispiele: Adaptierung der Brandabschnitte: brandschutztechnische Ertüchtigung von Türen, Durchbrüchen und Bauteilen, Haustechnischen Steigleitungen (Strom, IT, Kanal und Wasser)
  • Neuorganisation des Foyers sowie des Publikumsbereichs
    • Verlegung des Eingangsportals zurück an die historische Stelle (unter dem Schriftzug „Stadt-Theater“)
    • barrierefreier Zugang von Fußgängerzone
    • höhere Aufenthaltsqualität in Eingang- und Pausenbereich
    • Änderung der Garderoben und Sanitärgruppen
  • Technisch notwendige Sanierung der Bühnentechnik, um den Spielbetrieb aufrecht erhalten zu können
  • Maßnahmen zur Verbesserung der Raumakustik, um das mögliche Repertoire zu erweitern
  • Der „Eiserne Vorhang“ sowie die Optik des Zuschauerraums bleiben erhalten.
  • Der Erhalt der Drehbühne wird angestrebt, sofern es bautechnisch möglich ist.
  • Ebenfalls erhalten bleibt der so genannte „Wagnervorhang“. Diese Art des Theatervorhangs hat ihren Ursprung Festspielhaus in Bayreuth und zieht die beiden Vorhangteile sowohl diagonal als auch senkrecht hoch, wodurch ein Maximum der Bühne freigegeben wird.
  • Laut Kostenschätzung wird das gesamte Projekt rund 10,7 Millionen Euro (exkl. USt) kosten. Die Finanzierung teilen sich die Stadt Wiener Neustadt (1/3) und das Land Niederösterreich (2/3).

Den Zuschlag für die bauliche Umgestaltung des Hauses erhielt die Wiener Neustädter ARGE „KOUP Architekten ZT gmbh und SMP-ZT“. „Koup Architekten“ zeichneten bereits für die Neugestaltung des Museums St. Peter an der Sperr verantwortlich, SMP-ZT haben unter anderem die neue „Bahnhof City“ umgesetzt.

Die Fertigstellung der Umbau- und Umorganisationsmaßnahmen ist für das Jahr 2024 geplant, bis dahin pausiert der Spielbetrieb. Passend zur Wiederaufnahme feiert das Stadttheater 2024 auch sein 230-Jahr-Jubiläum.

Zur Geschichte des Wiener Neustädter Stadttheaters

Das Haus, in dem sich das heutige Stadttheater Wiener Neustadt befindet, blickt auf eine lange, wechselvolle Tradition zurück. Es diente anfangs religiösen Zwecken und wandelte sich später zu einer Bühne mit hervorragendem Ruf, auf der im Laufe der Zeit viele große Künstler standen.

Das Theater befindet sich in der ehemaligen Klosterkirche des früheren Karmeliterinnenklosters. Der schmale, zweigeschossige Bau mit einem Walmdach in der Herzog Leopold-Straße wurde 1668 errichtet. Kloster wie Kirche wurden unter Josef II. profaniert und anstelle der Kirche entstand ein opulentes Theater. 1793 erfolgte die

Neugestaltung der Fassade in klassizistischen Formen. Die Tore des Stadttheaters öffneten sich schließlich im Jahre 1794 für zahllose Produktionen aus diversen Genres.

Dass dieses Theater stets ein Prestigeobjekt der jeweiligen Stadtführung war, beweist die Tatsache, dass es nach dem großen Brand im September 1834, ebenso wie nach der völligen Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg, rasch wieder aufgebaut und bespielt wurde. Im Inneren des Hauses befindet sich ein zweirangiger Zuschauerraum (Parkett plus 2 Ränge) mit 624 Sitzplätzen, welcher von 1977 bis 1979 einer Modernisierung unterzogen wurde. Edle dunkle Holzbestuhlung, roter Samt und Interieur in den Farben Creme, Rot und Gold verleihen dem Haus Glanz und Würde. Der markante, farbenfrohe eiserne Vorhang wurde vom Wiener Maler Wolfgang Hutter in Stile des phantastischen Realismus erschaffen.

Im Stadttheater Wiener Neustadt gastierten viele große Namen – angefangen von Alexander Girardi, Johann Nepomuk Nestroy und Adele Sandrock über Attila Hörbiger, Elfriede Ott und Oscar Homolka bis hin zu Alfred Dorfer, Josef Hader und Wolfgang Ambros.

Im Stadttheater sind natürlich auch die lokalen Schauspielgrößen wie Karl Merkatz, Christoph Dostal oder Viktor Gernot aufgetreten.