Neustart

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Im Jahr 2004 sorgte eine Zeitungsmeldung für große Aufregung unter Burgenlands Musikfreunden. Ewald Tatar, seines Zeichens Programmdirektor der Wiesen Festivals und Motor der Entwicklung von Wiesen zum Konzertgroßveranstalter, gab überraschend seinen Rücktritt bekannt. Als Grund für diesen Schritt gab Tatar Meinungsverschiedenheiten über die zukünftige Entwicklung und Ausrichtung der Festivals mit dem Mehrheitseigentümer, MC Marketing, an.
Nun, zweifellos ein schwerer Schlag für Wiesen, vor allem auch deshalb weil gemeinsam mit Ewald Tatar die gesamte Bookermannschaft das sinkende Schiff verließ und wenige Wochen später die Gründung einer eigenen Konzertveranstaltungsagentur verkündeten.
Und dieser neue Spieler ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er gewillt es bei den ganz Großen mitzuspielen.
Das neu gegründete Nova Rock Festival in Nickelsdorf findet in unmittelbarer terminlicher Nähe zur Tatar Erfindung Aerodrome statt, und ist inhaltlich ähnlich ausgerichtet. Im Gegensatz zur jetzigen Konkurrenz steht die Besetzung bereits jetzt weitgehend fest an den drei Festivaltagen werden insgesamt 90.000 Besucher erwartet.
Das bereits etablierte Frequenzy in Salzburg wird fortgeführt, das Nuke Festival wiederbelebt. Darüber hinaus veranstalten Tatar und Co. eine Reihe von Einzelkonzerten, wie z.B. die Reunion von Queen, die am 13. April in der Wiener Stadthalle zu bewundern sein wird.
Schlechte Aussichten für Franz Bogner und seine verbliebenen Mitstreiter könnte man meinen. Aber siehe da, Tote leben länger.
Pünktlich zu Jahresbeginn meldete sich die neue Mannschaft zu Wort und verkündete die Rückkehr zu den Wurzeln des legendären Festivalgeländes. Die Standardfestivals wird es 2005 auf jeden Fall geben, über die Neueinführung eines zusätzlichen Formats wird nachgedacht. Gerüchteweise könnte es sich dabei um ein Gothicfestival handeln.
Zweifellos der richtige Weg den Franz Bogner da einzuschlagen gedenkt. Erfolg und Ruhm der letzen Jahre können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Musik in Wiesen in den vergangen Jahren immer mehr zum Nebenprodukt verkommen ist. Die Professionalisierung von Wiesen hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen wegen dem Campen und wegen des Eventcharakters in die Erdbeergemeinde gekommen sind und die Bands nur mehr periphär wahrgenommen haben. Ständige Wiederholungen im Programm (Therapy, Him, oder die Guano Apes hat wohl jeder schon mal in Wiesen gesehen, ob er wollte oder nicht) trugen das ihre dazu bei dass die Alternativefestivals immer mehr ihren ursprünglichen innovativen Charakter verloren haben.
Daher Feuer frei für ein neues junges Team. Die Chance für einen Neustart stehen ausgezeichnet, ist Wiesen doch mittlerweile österreichweit eine Topmarke für Musik abseits des Mainstreams geworden und in allen Lagern der Musikfreunde anerkannt und beliebt.