Konzertkritik – Lovely Days Festival 2008

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Der Neil Young Express donnerte am Sonntag durch Wiesen und überrollte alle Zweifler.

„Männer meines Alters machen nicht die Dinge, die ich tue“ sang der 62-jährige Kanadier bereits 1995 im epochalen „I am the Ocean“. Doch dazu kommen wir noch etwas später.

Das mit erstklassiger Besetzung zum „Lovely Days Festival“ aufgeblasene Neil Young Konzert machte diesmal in Wiesen Station. Nachdem das Festival in den letzten Jahren erfolgreich in St. Pölten reüssiert hatte, übersiedelte man nach erneuter Reunion mit Wiesen-Vater Franz Bogner zurück ins Burgenland.

Adam Green, mittlerweile Stammgast auf heimischen Bühnen betrat pünktlich um 18 Uhr die Bühne. Der New Yorker, der beim letzten Konzert in Wiesen noch minutenlanges Teenie Gekreische provoziert hatte, musste diesmal deutlich mehr arbeiten. Der gewitzte Entertainer hampelte und zuckte sich durch sein abwechslungsreiches Werk und schaffte es trotzt seiner manchmal doch sehr kurzen Songfragmente das Publikum in Stimmung zu bringen.

Ganz anders die Waterboys aus Schottland, deren wuchtiger Sound einen guten Vorgeschmack auf das bot, was in dieser Nacht noch kommen sollte. Großartige Musik, spielfreudig dargeboten und leider viel zu selten in Österreich live zu hören. Sänger Mike Scott trieb mit Klassikern wie „Glastonbury Song“ und „The Whole in the Moon“ so manchem musikalischen Feinspitz die Tränen der Freude in die Augen. Insgesamt betrachtet war es ein famoser Auftritt und die perfekte Einstimmung auf den Mann des Abends.

Gegensätze prägen Neil Young seit über 40 Jahren. Mörderische Gitarren treffen auf ein mitunter dünnes Stimmchen, zarte Folksongs intoniert er ebenso virtuos wie laute Feedback- Orgien. Nirvanas Kurt Cobain schied mit einem Neil Young Zitat aus dem Leben, Pearl Jam hingegen knien seit 15 Jahren bei jeder Gelegenheit vor Young, der gerne auch als „Godfather of Grunge“ bezeichnet wird. All das vereint die stets widersprüchliche Persönlichkeit von Neil Young, der keine Regeln kennt, und immer wieder neue Generationen für sich begeistern kann.

So auch Sonntagabend in Wiesen, das erstmals wieder seit langem wieder vom Publikum förmlich überrannt wurde. Das erstaunlichste Accessoire des Abends, kurz vorm Start aufgebaut, sorgte zunächst für Irritation. Eine Staffelei bot Platz für das jeweils zum Song passende Gemälde, das die Kommunikation mit dem Publikum übernahm. Young beschränkte sich auf einen kurzen Dank und die Vorstellung der Band. „Love and only Love“, sowie „Out of the Blue“ eröffneten eine Show voller Klassiker, die sich jedoch niemals wie ein „Greatest Hits“ Programm anfühlte. Laut, wuchtig und voller Energie brandeten die Soundwellen über die Massen, die sich gerne davon umspülen ließen. Ein exzellenter akustischer Teil unter anderem mit „Old man, The Needle and the Damage Done“ und Heart of Gold“ sorgte für Gänsehaut bevor Neil Young ein Finale der Extraklasse einläutet. „Rockin´ in the Free World und der Beatles Klassiker A day in the Life“ als Zugabe bildeten den perfekten Abschluss einer wahren Monstershow. Das Publikum hat’s offenbar ausreichend gedankt, denn der alte Grantler Neil Young verabschiedete sich nach über zwei Stunden mit breitem Grinsen sichtlich erfreut.