Bruder Pinsel, Schwester Farbe Elfriede Ettl zum 100. Geburtstag

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Am 28. Februar 2014 jährt sich zum 100. Mal der Geburtstag der Ordensfrau und Malerin Sr. Elfriede Ettl, die als eines von sieben Kindern einer Kleinbauernfamilie in Frauenkirchen, an der Schnittstelle zwischen Heideboden und Seewinkel gelegen, zur Welt kam. Als sie im November 2003 hochbetagt in Eisenstadt verstarb, stand ihr Ruf als eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des Burgenlandes im 20. Jahrhundert längst fest.

Ihre Entwicklung zur erfolgreichen Malerin begann mit Teilnahmen an der Internationalen Sommerakademie „Schule des Sehens“ in Salzburg unter der Leitung Oskar Kokoschkas (1954 und 1961). Die dabei gewonnenen Erfahrungen und das richtungsweisende Lob des großen österreichischen Expressionisten dynamisierten ihre bis dahin konventionelle Aquarellmalerei wie auch ihre grafischen Arbeiten mit Tusche und Kohle. Ettl hat zunächst Landschaften, Architekturen und Menschen der verschiedenen Volksgruppen im Burgenland in Zyklen (Seewinkel, Eisenstadt, Burg Güssing, Heanzen, Kroaten, Stillleben, sakrale und kirchliche Themen) künstlerisch gestaltet und dabei ein sehr respektables Werk geschaffen, das die vielfältigen kulturellen Traditionen des Burgenlandes atmosphärisch spiegelt.

Neben diesen immer wieder ausgestellten und von einem breiten Publikum geschätzten Sujets hat Elfriede Ettl aber auch Wege in ihrer Kunst beschritten, die sie weg von scheinbaren Idyllen und hin zu weitgehend religiösen Bildinhalten führten. In diesem Zusammenhang sind die Zyklen „Erde“ und „Sonnengesang“ zu nennen, die ihrer bis dahin stets gegenständlichen Malerei eine stärkere Abstraktion abverlangten.

Der Aquarellzyklus „ Sonnengesang“ ist aus einer intensiven Beschäftigung mit dem Volksheiligen Franz von Assisi (1182 –1226) erwachsen. Zunächst näherte sich Elfriede Ettl mit Feder und Pinsel der Örtlichkeit und dem bezaubernden Ambiente des Umbrischen Städtchens, um dann in der Folge der Spiritualität des weltberühmten Sprachwerks Franz von Assisis gerecht zu werden. Inhalt dieses Sonnengesangs ist der Dank an Gott für alle Kreaturen. Es werden aber auch die Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft beschworen. Beim Sonnengesang handelt es sich um das erste Gedicht in italienischer Sprache überhaupt.

Wichtige Werke Elfriede Ettls sind auch Öl- bzw. Acrylbilder in der Manier des in den frühen 1970er- Jahren aus den USA importierten Fotorealismus. Sie stellen einerseits Gegenstände und Situationen aus der alltäglichen Umwelt der Künstlerin dar, setzen sich aber auch kritisch mit dem Wahnsinn und der Unmenschlichkeit der Zeit, in der wir leben, auseinander. „Bilder, dem Fluss der Medien entrissen“, nannte die Malerin diese Serie. Die bisher nur wenig bekannten Bilder bilden einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung.

Zur Künstlerin

Geboren als Theresia Ettl trat sie nach ihrer Matura an der Lehrerbildungsanstalt der Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser auch in den Orden ein, nahm den Namen Elfriede an und war bis zur Auflösung der ordenseigenen Schulen durch das NS- Regime im Jahr 1938 Lehrerin am Theresianum in Eisenstadt. Von 1938 – 1940 wurde sie zur Krankenpflege in ein Spital in Kaschau (Kosice) beordert, was sie nach einer schweren Erkrankung aufgab. Mit Genehmigung ihres Ordens studierte sie von 1941 bis Kriegsende 1945 an der Akademie der bildenden Künste in Budapest. Unmittelbar nach der Wiedererrichtung des Burgenlandes wurde sie Professorin am Theresianum in Eisenstadt, was sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1974 auch blieb.

Das Land Burgenland hat die Malerin Sr. Elfriede Ettl zu Lebzeiten mit einem Landeskulturpreis sowie dem Komturkreuz ausgezeichnet.

Kuratoren: Dr. Günter Unger, Mag. Michael Weese

Kunst im Gespräch
Über Schwester Elfriede Ettl sprechen Dr. Günter Unger, Dr. Rudolf Götz, Maria Ettl (Nichte von Elfriede Ettl) und Dr. Silvia Iby-Edelbauer (Großnichte von Elfriede Ettl).
So, 19. Jänner 2014, 15:00 Uhr

Öffnungszeiten Landesgalerie
Di – Sa 9:00 – 17:00 Uhr
So & Feiertag 10:00 – 17:00 Uhr