Der renommierte Esterhazy Art Award wurde in Budapest erneut vergeben
Vom 6. Juni bis zum 14. September 2025 werden im LUDWIG MUSEUM insgesamt 21 nominierte Kunstpositionen in der Ausstellung „What We Believe In – Woran wir glauben“ gezeigt. Aufgrund ihrer Größe und ihres Auswahlverfahrens gilt die Ausstellung zum Esterhazy Art Award als die bedeutendste Überblickspräsentation der jungen Kunstszene Ungarns.
Gábor KOÓS, Gábor PAP sowie Dorottya VÉKONY sind die drei diesjährigen Preisträger des Esterhazy Art Award. Ihre Werke können ab April 2026 in einer eigens eingerichtete Ausstellung im Schloss Esterházy besichtigt werden.
„Wir freuen uns sehr, bei diesem Projekt bereits zum 5. Mal mit dem Ludwig Museum Budapest zusammenarbeiten zu dürfen. Mittlerweile gilt der Preis als tonangebend für den zeitgenössischen Kunstmarkt, denn für zahlreiche Künstlerinnen und Künstler bedeutet bereits die Nominierung den Beginn einer internationalen Karriere. Wir sind sehr stolz darauf, dass sogar zwei von unseren preisgekrönten Künstlern, Zsófia Keresztes und Márton Nemes in den vergangenen Jahren auf der renommierten „Biennale di Venezia“ den ungarischen Pavillon bespielten. Wir hoffen sehr, dass einige der jetzt hier gezeigten Künstler diese Tradition weiterführen werden.“ so Stefan Ottrubay , Vorstandsvorsitzender der Esterhazy Privatstiftung.

Da Künstlerinnen und Künstler als Seismografen der Gegenwart und Kundschafter der Zukunft gelten, bat die Ausstellung zum Esterhazy Art Award 2025 die nominierten Künstler nicht nur um ihre Werke, sondern auch um eine kurze persönliche Antwort auf die Frage „What We Believe In – Woran wir glauben“. Motiviert ist der gleichzeitige Ausstellungstitel durch die gesellschaftliche Orientierungslosigkeit, die sich in den letzten Jahren breit gemacht hat. Tatsächlich kann man auch bei dieser Ausgabe des Esterhazy Art Award leicht den Eindruck gewinnen, dass viele der künstlerischen Beiträge isolierten Inseln gleichen, auf die sich die Künstler zurückgezogen haben. Viele beschäftigen sich in ihren aufwändigen Installationen mit der eigenen Familiengeschichte oder einer individuellen Mythologie. Auch die „Glaubens-Antworten“ der Künstlerinnen und Künstler sind vielfältig und können in den Saaltexten nachgelesen werden.
In diesem Jahr gab es
insgesamt 273 Einreichungen zum Esterhazy Art Award, davon schafften es 21
Positionen (24 Künstlerinnen und Künstler ) auf die Short-List.
Nach mehreren Stichwahlen einigte sich die Expertenjury auf die folgenden
Preisträger für den Esterhazy Art Award 2025: Gábor KOÓS, Gábor PAP
und Dorottya VÉKONY. An sie ergeht der mit insgesamt EUR 15.000 dotierte
Preis zu gleichen Teilen.
Jurybegründung zu Gábor KOÓS
(✽1986 Lucenec, Slowakei, lebt und arbeitet in Budapest)
Gábor KOÓS’s Kunst ist von Selbstreflexion sowie von der Entstehung und
Bewahrung von Erinnerungen geprägt. Er tastet Oberflächen ab, um zu erkunden,
was sich darunter und dahinter verbirgt. Ein neues Werkzeug von Koós ist die
Photogrammetrie: Aus zweidimensionalen Fotografien rekonstruiert er
dreidimensionale Formen, was eine gewisse Indexikalität mit sich bringt – eine
unbestreitbare Verbindung zwischen Dargestelltem und Darstellung. Die aus der
Technologie resultierenden Glitches werden in der Punktwolke zu Spuren, die uns
mit den Herausforderungen der Abbildung konfrontieren und gleichzeitig die
Skulpturen in ihrer Materialität einzigartig und unwiederholbar machen.
Jurybegründung zu Gábor PAP
(✽ 1991, Szentes, lebt und arbeitet in Öcsöd, Südungarn):
Ich bin gekommen, um den Cäsar der ungarischen Tiefebene auszuloben, nicht um
ihn zu begraben. Denn aus dem Hausmüll, dem dörflichen Abfall, dem Kompost des
Kleingartens ist in zwei, drei Jahren etwas Originelles und Großartiges
hervorgewachsen. Es ist inzwischen überflüssig, den Dichter Attila József zu
zitieren, an den Maler Gyula Derkovits zu erinnern oder sich auf Basquiat zu
berufen – denn Gábor PAP kam, sah und siegte. Denn er hat Großes
geträumt und eine brandneue, originelle, ganz und gar „Pap-Gábor’sche“ Welt
erschaffen – aus Jutesäcken und Autobatterien, aus Mausefallen und Malpaletten,
aus Brotlaiben und Maschendraht, aus schlammigem Stroh und LED-Streifen, aus
Energydrink-Dosen und geformter Leinwand. Er hat dieses gigantische
Lehm-Monstrum jenseits von Gottes Rücken, aber „sub specie aeternitatis“ erschaffen:
die durch Wände brechende Riesenschlange, den sich selbst in den Schwanz
beißenden Uroboros, den öko-mythologischen Urgeist eines Flussbetts, das zur
Wüste wird, jenes trojanische Pferd, auf dessen Rücken Pap’s Dorf, Öcsöd, in
den White Cube-Schrein der zeitgenössischen Kunst einreiten (einschlängeln)
kann.
Jurybegründung zu Dorottya Vékony
(✽1985, Debrecen, lebt und arbeitet in Budapest)
Dorottya VÉKONY erforscht seit Jahren künstlerisch die Themen
Fruchtbarkeit und Fortpflanzung und damit die Grundlagen von Leben. Während
ihre bisherigen Arbeiten den Menschen im Fokus hatten, setzt sich die Serie
«Extended Blooming» mit der Welt der Pflanzen auseinander. Umweltverschmutzung
und Monokulturen führen zu einem Rückgang der Insektenpopulationen. Dorottya
Vékony hat die Blumen deshalb so verändert, dass sie für die Insekten und damit
die Bestäuber anziehender sein könnten, betreibt also eine Art fotografische
Gentechnik. Die neuen Gentechniken und die Züchtung neuer Arten werfen aber
auch komplexe ethische und ökologische Fragen auf. Optimierung und
Leistungssteigerung führen zu Ungleichgewichten. So fragt die Installation auch
danach, was in dieser Entwicklung echt ist und was Täuschung. Die Jury
überzeugte die konsequente Weiterführung des künstlerischen Themas. Während die
Bilder auf den ersten Blick vor allem durch ihre Schönheit anziehen, eröffnen
sie auf den zweiten Blick vielfältige Assoziationen und greifen aktuelle
gesellschaftliche Herausforderungen auf. Die Installation schlägt eine Brücke
zwischen wissenschaftlicher Spekulation und künstlerischer Reflexion und regt
zum Nachdenken über die Zukunft der Natur, die Verantwortung des Menschen und
das fragile Gleichgewicht zwischen Technologie und Umwelt an.
Jurymitglieder:
- Dr. Julia FABÉNYI, Generaldirektorin des Ludwig Museum Budapest – Museum für zeitgenössische Kunst
- Barbara HORVATH, Kuratorin, Kunsthistorikerin, Leiterin von Part International Residency, Wien
- Dr. Stefan OTTRUBAY, Stifter des Preises, Vorstandsvorsitzender der Esterhazy Privatstiftung, Eisenstadt
- Gábor RIEDER, PhD, Kunsthistoriker, Kurator, Kunstredakteur, Budapest
- Eveline SUTER, Lizentiatin der Philosophie, Kunsthistorikerin, Kuratorin am Kunstmuseum Luzern
- Zsuzsanna SZEGEDY-MASZÁK, PhD, Kunsthistorikerin, Kuratorin, leitende Museologin des historischen Bildarchives des Ungarischen Nationalmuseums, Budapest
- Vitus WEH, Ausstellungskurator, Kunstberater der Esterhazy Privatstiftung
Über den Esterhazy Art Award
Der Esterhazy Art Award wird seit 2009 im Zwei-Jahres-Rhythmus für ungarische Künstlerinnen und Künstler bis zum vollendeten 45. Lebensjahr vergeben. Ziel des Preises ist die Förderung der zeitgenössischen Kunst als auch des internationalen Dialogs.
Zusätzlich zu den drei Preisen der Fachjury wird im September 2025 wieder ein Publikumspreis ausgelobt. Auch die Gewinner des Publikum-Votings werden zur Ausstellung der Preisträger eingeladen, die im April 2026 im Schloss Esterházy in Eisenstadt eröffnet wird.
Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler werden dabei ihre zeitgenössischen Kunstwerke in einen spannungsreichen Dialog mit den historischen Prunkräumen aus dem 18./19. Jahrhundert von Schloss Esterházy stellen.
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