Fred Sinowatz-Wissenschaftspreis 2011 geht erstmals an drei Preisträger
Der Fred Sinowatz-Wissenschaftspreis 2011 wurde für drei Werke ausgeschrieben. Die mit je 1.000,- Euro dotierten Preise für herausragende Publikationen aus dem Bereich der landeskundlichen Forschung gehen an DI Stefan Franz Kalamar, Mag. Renate Schönfeldinger und den Verein Roma-Service. „Wir verleihen den Wissenschaftspreis, weil wir einerseits Wissenschafter und deren Werke honorieren wollen und uns dadurch andererseits wichtige Impulse für die Wissenschaft im Burgenland erhoffen“, erklärte Kulturlandesrat Helmut Bieler.
Die Einreichung konnte durch den Autor selbst, durch eine dritte Einzelperson bzw. Institution oder durch die Burgenländische Landesbibliothek erfolgen. Das Erscheinungsjahr durfte nicht mehr als zwei Jahre zurückliegen. „Durch neue Möglichkeiten der Einreichung wurden erstmals auch dem Publikum die Gelegenheit zur Mitwirkung gegeben“, so Bieler.
Eine unabhängige, aus Dr. Gerhard Baumgartner, Dr. Pia Bayer und Dr. Ursula Mindler bestehende Jury sprach die drei Preise einstimmig aus den insgesamt 12 eingereichten Publikationen folgenden Teilnehmern zu:
• DI Franz Stefan Kalamar aus Eisenstadt für sein Werk „Das Badehaus und der Edelhof von Großhöflein – Baugeschichte im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, Einordnung in die Bäderarchitektur der Zeit, Einbindung in einen Entwurf zur Revitalisierung des Ortskerns“
Begründung: „Diese ausgezeichnete Diplomarbeit, eingereicht am Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege der Technischen Universität Wien, beschäftigt sich mit der architektonischen Neustrukturierung und Neugestaltung des Ortskerns von Großhöflein unter Einbeziehung der erhaltenen Bausubstanz des Edelhofs sowie dessen baulichen Veränderungen im 19. Jahrhundert. Kultur- und kunsthistorisch interessant sind die Analyse des Badehauses anhand historischer Quellen und die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Bäderarchitektur. Diese architekturgeschichtliche Arbeit überzeugt durch seine vorbildlich breite Quellenbasis und ist eine umfassende kultur- und baugeschichtliche Dokumentation eines burgenländischen Bauwerkes mit beispielhafter Kontextualisierung.“
• Mag. Renate Schönfeldinger aus Eisenstadt für ihr Werk „Sie werden leben! Das Schicksal eines jüdischen Zwangsarbeiters aus Ungarn und seine Rettung durch eine burgenländische Familie im Jahr 1945“
Begründung: „Diese prämierte Forschungsarbeit widmet sich, eingebettet in den historischen Kontext, der Lebensgeschichte eines jüdischen Zwangsarbeiters aus Ungarn, der in den letzten Kriegsmonaten beim Bau des sogenannten Südostwalls eingesetzt war, der fliehen konnte und dem eine burgenländische Familie aus Deutsch Ehrensdorf das Leben rettete. Das Buch setzt auch ein Zeichen der Anerkennung für diese burgenländische Familie, die damals unter großer Gefahr Zivilcourage bewies. Der Staat Israel ehrte diese mutige Tat im Jahr 1995 durch die Verleihung des Ehrentitels ‚Gerechter unter den Völkern‘. Hervorgehoben werden die ausführlichen und genauen Recherchearbeiten. Die Ereignisse werden fachgerecht dokumentiert und kontextualisiert, unter Einbeziehung vieler österreichischer und ungarischer Quellen. Die Historikerin macht mit dieser ausgezeichneten wissenschaftlichen Arbeit einen viel zu wenig bekannten Aspekt der burgenländischen Zeitgeschichte für die Öffentlichkeit sichtbar.“
• Verein Roma-Service, Obmann Emmerich Gärtner-Horvath für die Publikation „Mri Historija. Lebensgeschichten burgenländischer Roma“
Begründung: „Dieses ausgezeichnet gelungene Dokumentationsprojekt zur Geschichte der Burgenland-Roma seit den 1920er Jahren beinhaltet die Aufzeichnungen von informativen und sehr berührenden Gesprächen mit 15 Zeitzeugen. Die Schwerpunkte der Interviews liegen auf der Zeit des Nationalsozialismus. Jedem der Zeitzeugen und dessen Lebensgeschichte ist eine eigene Broschüre gewidmet. Hervorgehoben wird besonders, dass nicht nur die Transkriptionen der geführten Gespräche vorliegen, sondern dass auch interessantes, persönliches Fotomaterial und historische Bildquellen eingearbeitet wurden. Zudem wurden die Interviews auf DVD aufgenommen und liegen den Broschüren bei, die Tonaufnahmen befinden sich zur Archivierung im Phonogrammarchiv in Wien. Diese einzigartige Dokumentation ist somit mit seinen textlichen und audio-visuellen Aufzeichnungen wertvolles Ausgangsmaterial für Lehre und Forschung und leistet damit einen Beitrag zur Aufarbeitung eines bisher wenig beachteten Teils der burgenländischen Landesgeschichte.
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