Anri Sala im Kunsthaus Bregenz

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»Ich weiß nicht, was Kunst ist, aber in meinen Augen sollte das Schaffen von Kunst eine Möglichkeit sein, dort zu kratzen, wo es nicht juckt.« Anri Sala

Die Sommerausstellung 2021 ist Anri Sala gewidmet. Ursprünglich für 2020 vorgesehen wurde die Ausstellung um ein Jahr verschoben. Sie findet zeitgleich mit den Bregenzer Festspielen statt. In Kooperation mit diesen bringt das Kunsthaus Bregenz 2021 zudem die Oper Wind von Alexander Moosbrugger als Uraufführung auf die Bühne und ist Gastgeber für Festspiel-Konzerte.

Anri Sala
Anri-Sala_Credit-cWolfgang-Stahr

In Anri Salas Arbeiten spielen musikalische Phänomene eine übergeordnete Rolle. Seine transformativen, zeit-basierten Werke entwickeln sich aus einem dichten Beziehungsnetz zwischen Klang, Bild und Architektur. Ein wiederkehrendes Medium in der Ausstellung ist der Film. Dabei gibt es bei Sala im Gegensatz zum herkömmlichen Kino kein stringentes Narrativ oder gar Schauspieler*innen, es sind vielmehr musikalische Stücke, die in den Arbeiten zu den eigentlichen Protagonisten werden. Das Filmische entsteht aus dem Musikalischen und nicht, wie üblich, umgekehrt. Dabei tauchen die Besucher*innen in ein bildhaft-akustisches Raumerlebnis ein.

Das Kunsthaus Bregenz mit seiner auratischen Präsenz und besonderen Akustik bietet den perfekten Resonanzkörper für die Kunst Anri Salas, die stets den Ausstellungsraum
miteinbezieht. Dabei geht es ihm nicht darum, einfach auf den gegebenen Raum zu reagieren, sondern darum, die Bedingungen dafür herzustellen, dass die verschiedenen Arbeiten miteinander und mit dem Publikum in Beziehung treten können.

In der Ausstellung im Kunsthaus Bregenz werden neuere und gänzlich neue Werke zu sehen sein. Ein Plattenspieler, freischwebend in einer verlassenen Raumkapsel, das leise Scharf und Unscharf der Konturen der Architektur, eine Gartenschnecke, die sich langsam über einen Violabogen bewegt, eine alte Druckwalze, deren metallenes Muster in gespenstische Töne übersetzt wird.

All dies sind Elemente und Bilder, die Anri Sala einsetzt, um kreative Verlagerungen anzuregen und bestehende Bedeutungszusammenhänge zu hinterfragen.

Biografie

Anri Sala (geb. 1974 in Tirana, Albanien) studierte in Tirana, Paris und Tourcoing. Er wurde mehrfach ausge-zeichnet, u. a. mit dem Vincent Award (2014).

Einzelausstellungen waren u. a. im Centro Botín, Santander (2019–2020), im Castello di Rivoli, Turin (2019), im Tamayo Museum, Mexico-Stadt (2017), im New Museum, New York (2016), im Haus der Kunst, München (2015), im Centre Pompidou, Paris (2012), und in der Serpentine Gallery, London (2011) zu sehen.

Sala nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen und Biennalen teil, wie der 57. Biennale di Venezia (2017), als Repräsentant Frankreichs an der 55. Biennale di Venezia (2013), der dOCUMENTA (13) (2012), der 29. Bienal de São Paulo (2010) und der 2. Moscow Biennale of Contemporary Art (2007) und der 4. Berlin Biennale (2006). Schon 2003 war er in der Gruppenausstellung Remind… im Kunsthaus Bregenz vertreten.

Bis Dezember 2021 zeigt er eine Installation in der Buffalo Bayou Park Cistern, Houston. Anri Sala lebt und arbeitet in Berlin.

»In meiner Arbeit geht es nie um die Musik als solche, sondern vielmehr um das, was die Musik durchlebt: um die Spuren und Ablagerungen, Narben und Überbleibsel, die eine Frage auf dem Körper der Musik hinterlässt, wenn sie diesen durchdringt.«

Anri Sala