Glanzlichter des Schlosses Esterházy und Haydn explosiv*2011

0

HaydnExplosiv_Neu 8Neues aus den Sammlungen in der Ausstellung „Glanzlichter des Schlosses
Esterházy“ Im Jahr 2011 finden weitere kunst- und kulturhistorisch interessante Objekte, die bisher in den Depots schlummerten, ihren verdienten Weg ins Scheinwerferlicht. Einer kunsthistorischen Prüfung und Analyse sowie einer behutsamen Restaurierung unterzogen, konnten sie neu bewertet werden und präsentieren sich nun der Öffentlichkeit zumeist zum ersten Mal. Sie komplettieren den Reigen der bereits ausgestellten „Glanzlichter“ und zeigen einmal mehr die in den Sammlungen ge(be)hüteten Schätze der Fürsten Esterházy.

Ehe man zum Rundgang in der Ausstellung im Ostflügel startet, erwartet den Besucher im Sonderausstellungsraum zu Fürstin Melinda Esterházy ebenfalls eine Neuerung: ein rund achtminütiger Kurzfilm zu ihrem Leben mit deutschen Untertiteln. Hervorzuheben sind unter den neuen Ausstellungsexponaten vor allem zwei Reiterstatuetten von Johann Friedrich Schroth (1756-1779) von 1779, die Fürst Nikolaus I. Esterházy und Kaiser Joseph II. auf ihren sich bäumenden Pferden zeigen. Beide Statuetten, die sich einst im Arbeitszimmer des Fürsten in Eszterháza befanden, dienten der Erinnerung – auch an historische Ereignisse, wie etwa der Krönung Josephs in Frankfurt, wo dieser zum römischdeutschen König gewählt und am 3. April 1764 als solcher gekrönt worden war. Fürst Nikolaus, der als Krönungsbotschafter in Frankfurt am Main weilte und dort mit einer beeindruckende Inszenierung seiner Person sowie seiner Hofhaltung für Aufsehen und nachhaltigen Eindruck sorgte, ließ sich mit der berühmten Brillantschmuck-Garnitur und in der Uniform der Königlich-Ungarischen Adeligen Leibgarde darstellen, deren Hauptmann er ab 1764 war.

Ein weiteres würdiges „Glanzlicht“ stellt eine Schatulle mit Marketerie von David Roentgen (1743-1807) aus der Zeit um 1780 dar, der als Kunsttischler u.a. für den franz. König Ludwig XVI. oder die russische Zarin Katherina die Große seine begehrten Luxusmöbel mit komplizierten mechanischen Vorrichtungen im Inneren, die Schreib-, Lesevorrichtungen sowie Schubladen öffneten und schlossen, fertigte. Goethe verewigte die Meisterwerke Roentgens in einer Passage von Wilhelm Meisters Wanderjahren.

Neben einem japanischen Namban-Lackkästchen aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts, einer französischen Konsoluhr mit grün gefärbter Hornfurnier aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, einer Reihe von Zeremonienstäben mit Löwenköpfen aus massivem Silber lassen auch fünf Monitoreinspielungen den einstigen Prunk am Hof der Esterházy Fürsten erleben: Unter großem Aufwand und mit äußerster Akribie wurde im ehemaligen Speisesaal des Schlosses mit dem Silberservice Fürst Antons, das im selben Ausstellungsraum präsent ist, eine mächtige Tafel eingedeckt und als eindrucksvoller Höhepunkt alle Kerzenleuchter entzündet. Dieses einmalige Ereignis, das all den Aufwand und Mühe des einstigen Dienstpersonals eindrucksvoll vor Augen führte, wenn es galt, ein glänzendes Bankett vorzubereiten, bewirkte auch ein Erleben des Zaubers von Kerzenschein im Glanz des Silbers sowie ein neues visuelles Wahrnehmen von Wanddekoration, Farben und Formen im Raum, aber auch eine veränderte Zeitdimension und ein Erfühlen der Wärme, die über hundert entzündete Kerzen verströmen können.

Den fulminanten Abschluss der exquisiten Exponate bildet neben den Schuldscheinen Fürst Nikolaus’ II. Esterházy – Zeugen seines Mäzenatentum, des Repräsentationszwangs und Expansionsstrebens – eine französische Uhr mit Tintenzeug aus dem ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Diese Arbeit erwuchs unter den Händen der wohl bedeutendsten Schöpfer derartiger Kunstobjekte des Empire, wie dies u.a. auch für den englischen und den neapolitanischen König geschah, für Napoleon, dessen Frau Marie Louise, oder für amerikanische Präsidenten. Pierre-Philippe Thomire, herausragendster Bronzegießer der Zeit, und Louis Moinet, ebenso gefeierter Uhrmachermeister, zeichnen für diese Uhr in Form einer Lyra, die von Fürst Nikolaus II. angekauft worden war, verantwortlich und bestätigen die Orientierung des Fürsten am Puls der Zeit.

Neues aus den Sammlungen in der Ausstellung „Haydn explosiv*2011“ Joseph Haydn und seine Lebenswelt am Hof der Fürsten Esterházy erfährt auch 2011 in der Ausstellung „Haydn Explosiv“ eine weitere Annäherung durch einen neu zu entdeckenden Exponatenkreis.
So wird anhand von erstmals gezeigten Archivalien dem Dienstantritt des gefeierten Komponisten unter Fürst Paul II. Anton Esterházy vor 250 Jahren gedacht, wobei Möbel aus jener Zeit einen kleinen Eindruck der damaligen Schlossausstattung geben. Aber auch Ausstattungsobjekte aus der späteren Schaffenszeit Haydns lassen in die ihn umgebende Lebenswelt blicken – so ein mit drei verschiedenen Vergoldungstechniken gestalteter, mit den Attributen Amors und Musikinstrumenten versehener Tischaufsatz.

Besonders hervorzuheben ist die Bestückung der Ausstellung mit weiteren historischen Musikinstrumenten, wie einem Kontrabass von Johann Joseph Stadlmann (1720-1781) von 1759, der die in der Wiener Klassik weit verbreiteten Vorliebe für Kompositionen für dieses Instrument bezeugt und Haydns Kontrabass-Konzert, das heute leider verschollen ist, ins Gedächtnis ruft.

Auch ein nun wieder bespielbarer Hammerflügel aus der Wiener Werkstatt von Matthias Müller aus der Zeit vor 1805 hat seinen Weg aus dem Depot in die Ausstellung zu Ehren von Joseph Haydn gefunden. Das »Inventarium der Hochfürstlichen Esterházy’schen Kammer & Theater Music« verzeichnet den Flügel am 19. August 1805 als »Pianoforte aus Mahagoniholz von Müller. Aufgestellt im Salon der Fürstin«.

Ein Baryton-Nachbau von 1934 nach einem Instrument von 1782 dokumentiert das wiedererwachende Interesse an den historischen Musikinstrumenten und ihrer möglichen Spielweise, erinnert aber auch an das bevorzugte Instrument von Fürst Nikolaus I., der auf einem Baryton von Johann Joachim Stadlmann zu spielen pflegte.

Neben Möbeln und Musikinstrumenten runden aber auch erstmals präsentierte Heliogravüren und Graphiken, darunter eine Zeichnung Joseph Ignaz Gurks zu einer Musikmaschine für Fürst Nikolaus II., die historischen Exponate ab.

Der Kuss von Birgit Sauer oder eine Triologie von Gemälden Zsuzsa Moizers führen den Besucher schließlich bis zur aktuellen Auseinandersetzung mit Themen, die sich im Schaffen Joseph Haydns wieder finden lassen. Aber auch der erst kürzlich verstorbene burgenländische Künstler Eduard Sauerzopf findet anhand von zwei wunderbaren Zeichnungen, die zum einen Joseph Haydn und zum anderen Fürst Nikolaus I. – mit unverwechselbarem Strich wiedergegeben – zeigen, seine Präsentation in der Ausstellung.