Zwischen Fotorealismus und abstraktem Expressionismus

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Utl.: Wilfried Ploderers Bilder in der Burgenländischen Landesgalerie

Bilder zwischen Fotorealismus und abstraktem Expressionismus, so könnte man die Kunstwerke der umtriebigen und vielseitigen Künstlers Wilfried Ploderer aus Eisenstadt am ehesten charakterisieren. Einerseits strenger und bildgenauer Realismus in der Darstellungsweise und andererseits kräftig und flächig gemalte Farbe in ausdrucksstarker Abstraktion, denen meist nahezu überdimensionale Formen und Bildflächen gemeinsam sind. Unter dem philosophischen Titel „ich“ präsentiert Wilfried Ploderer ab 18. März 2010 seine Kunst in der Burgenländischen Landesgalerie, die in den ehemaligen Stallungen gegenüber dem Schloss Esterhazy in Eisenstadt bis zum 18. April 2010 zu sehen ist. Die Ausstellung wird am 18.März 2010, um 19.00 Uhr von Kulturlandesrat Helmut Bieler eröffnet.

Das „ich“ in Wilfried Ploderers Ausstellung, in der neben einigen abstrakten Bildern vorwiegend großformatige Porträts in Öl und Acryl zu sehen sind“, bezieht sich weniger auf ein überhöhtes Selbstwertgefühl als vielmehr in philosophischer Hinsicht auf das „ich“ im schöpferisch-künstlerischen Prozess der Bildnisherstellung und der inhaltlichen Erschaffung der Bildsujets. Dabei reproduziert sich das eigene und individuelle Ego im Angesicht oder der Abbildung des Anderen, also in der anonymen Darstellung des allgemein Gültigen. „Ich denke also bin Ich“, jene Behauptung von René Descartes hat hier ebenso Gültigkeit wie Arthur Rimbauds Feststellung „Ich ist ein anderes“.
Ausgehend von der Aussage des Schweizer fotorealistischen Malers Franz Gertsch zu seiner Arbeitsweise „Ein Ziel ist, Bilder zu malen, wo das Etwas ….so makellos dastünde wie das Nichts“, sieht der Architekt und Kunsttheoretiker Klaus – Jürgen Bauer in Ploderers fotorealistischer Porträtserie das Etwas als das Gesicht und das Nichts als die weiße Leinwand in der Einsamkeit des Ateliers. „Um dieses künstlerische Ringen im fertigen, notabene perfekten Bild zu erkennen, ist für den Betrachter Aufmerksamkeit, viel Zeit und Ruhe notwendig. Die ausdrucksstarken Gesichter von Ploderer sind voller Leben, das Leben spielt in seinen Gesichtern eine wichtige Rolle. Die Gesichter sind voll von Spiegelungen, Licht und Schatten, Bewegungen und so fort. Genau diese Sättigung der Gesichter mit Leben macht die Realität der Arbeiten aus. Dass es Wilfried Ploderer gelingt, nur mit Farbschichten weniger Farben diesen überzeugenden Eindruck von Transparenz und Lichtreflektion zu schaffen, ist übrigens auch eine bemerkenswerte kunsthandwerkliche Leistung“, so Klaus –Jürgen Bauer.
Die Bilder von Wilfried Ploderer hätten aber auch eine interessante intellektuelle Dimension, meint Bauer weiter: „Die Gesichter – obwohl man sie gleich beim ersten Anschauen gut zu kennen glaubt – geraten nämlich beim Betrachten immer wieder ins Wanken und sind in ihren Bedeutungsvariationen durchaus nicht reine Oberfläche, ein Vorwurf, den man dem Fotorealismus zuweilen gemacht hat. Ploderer gelingt ein Spagat zwischen Repräsentation und Abstraktion, zwischen reiner Oberfläche und bildlicher Tiefe. Jedes Gemälde ist solcherart nicht nur ein realistisches Gesicht, sondern auch das Monument eines Gedankenexperiments, das Wilfried Ploderer zu einer bestimmten Problemkonstellation geführt hat.“