Ehemalige Synagoge und Gedenkstätte Stadtschlaining
Spurensuche. Fragmente jüdischen Lebens im Burgenland.
Nach intensiven Restaurierungsarbeiten wurde die Ausstellung „Spurensuche. Fragmente jüdischen Lebens im Burgenland.“ in der ehemaligen Synagoge Stadtschlaining am 30. März 2022 von Landeshauptmann Mag. Hans Peter Doskozil eröffnet.
Die Ausstellung
Wie kann jüdisches Leben, Judentum dargestellt werden? Was macht einen
Menschen, seine Umgebung und sein Leben jüdisch? Durch die ausgestellten
Objekte und Texte soll jüdisches Leben präsentiert und nähergebracht werden. Im
Zentrum dieser Ausstellung stehen vor allem die Menschen. Es sind übernommene
Erzählungen, Gegenstände, Kleidungsstücke, Traditionen, Familie und
Familiengeschichte, die einen Einblick in das Leben der damaligen Zeit
gewähren. Neben der Ausstellung beherbergt die ehemalige Synagoge heute auch einen
Ort des Gedenkens und der Erinnerung an die 1938 vertriebene und vernichtete
jüdische Bevölkerung des Südburgenlandes.
Bedeutung
Mit der Restaurierung der ehemaligen Synagoge Stadtschlaining – ebenso wie mit
dem Restaurierungsprojekt rund um die ehemalige Synagoge Kobersdorf – habe das
Land Burgenland Akte einer verantwortungsbewussten Erinnerungskultur gesetzt,
betonte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil: „Das Burgenland bekennt sich zu
seinem jüdischen Erbe und seinen jüdischen Wurzeln, die vom Nazi-Terror
ausgerissen wurden – sie machen einen wesentlichen Bestandteil unserer
Identität aus, die von kultureller und religiöser Vielfalt geprägt ist. Wir
haben uns daher auch ganz bewusst dazu bekannt, die ehemaligen Synagogen
behutsam wieder instand zu setzen und kulturell zu nutzen – weil sie sichtbare
Zeichen dafür sind, dass sich das Burgenland seiner jüdischen Traditionen und
seiner Verantwortung für die Opfer der NS-Zeit bewusst ist.“ Die Ausstellung in
der Synagoge Stadtschlaining lade zur Auseinandersetzung mit und Reflexion über
die jüdische Geschichte des Burgenlandes ein und sei daher eine wertvolle
Ergänzung zur Jubiläumsausstellung „100 Jahre Burgenland“. Die Nähe
zur Friedensburg werde „hoffentlich dazu beitragen, dass das Friedensinstitut
vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine wieder den Stellenwert bekommt,
den es verdient“, so Doskozil.
Burgkoordinator Norbert Darabos unterstreicht den Zusammenhang mit dem
Jubiläumsjahr: „Das Burgenland hat sich in seiner 100-jährigen Geschichte ausgezeichnet,
indem es stets die ethnische und religiöse Vielfalt gelebt hat.“
Barbara Weißeisen-Halwax, GFin der Kulturbetriebe Burgenland, ergänzt: „Die
Sanierung der ehemaligen Synagoge Schlaining ist integraler Bestandteil der
Jubiläumsausstellung auf der Friedensburg. Damit gewinnt auch der Standort
Schlaining an inhaltlicher Qualität.“
Die Geschichte der
jüdischen Gemeinde Stadtschlaining
Die Synagoge war das kultische und kulturelle Zentrum der einst großen
jüdischen Gemeinde Stadtschlaining. Die Synagoge gilt heute als besterhaltene
Synagoge des Burgenlandes. Das griechische Wort synágein bedeutet
„zusammenkommen“ oder „versammeln“. Das Wort „Synagoge“ bezeichnet zunächst die
sich versammelnde Gemeinde. Es korrespondiert mit dem hebräischen Wort Bet HaKnesset
(Haus der Versammlung). Die Synagoge ist aber nie ausschließlich liturgischer
Ort, sondern religiöses, kulturelles und manchmal auch soziales Zentrum einer
jüdischen Gemeinde.
Die Ausweisung aller Juden aus den österreichischen Erblanden durch Kaiser
Leopold I. im Jahr 1670 ist zugleich der Anfang der jüdischen Gemeinde in
Stadtschlaining. Die Vertriebenen fanden unter anderem Zuflucht auf den Gütern
westungarischer Adelsfamilien, so auch der Batthyány. Hier wurde ihnen gegen
die Entrichtung von Schutzgebühren Unterkunft gewährt. Später pachteten oder
kauften sie auch andere Häuser in der Stadt. Zu den jüdischen
Gemeindeeinrichtungen zählten die Synagoge, eine Mikwe (das jüdische Tauchbad)
eine koschere Fleischbank, eine Schule, der Friedhof und eine Chewra kadischa
(Beerdigungsbruderschaft). Der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Trend der
Auflösung der Landgemeinden und der Übersiedlung in Ballungszentren sowie
wirtschaftliche Gründe bewirkten die Abwanderung der ansässigen Bevölkerung in
die unmittelbare Umgebung, aber auch in weiter entfernte Gebiete und große
Städte. Bei der Vertreibung der letzten jüdischen Familien aus Stadtschlaining
durch die Nationalsozialisten 1938 war die einst florierende jüdische Gemeinde
nur mehr ein Schatten ihrer selbst.
Nähere Informationen zur Ausstellung und
100-Jahre Burgenland erhalten Sie unter:
www.wirsind100.at
www.friedensburg.at
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