Ehemalige Synagoge und Gedenkstätte Stadtschlaining

+1

Spurensuche. Fragmente jüdischen Lebens im Burgenland.

Nach intensiven Restaurierungsarbeiten wurde die Ausstellung „Spurensuche. Fragmente jüdischen Lebens im Burgenland.“ in der ehemaligen Synagoge Stadtschlaining am 30. März 2022 von Landeshauptmann Mag. Hans Peter Doskozil eröffnet.

Innenansicht der ehemaligen Synagoge Stadtschlaining
© Patrick Fassl

Die Ausstellung
Wie kann jüdisches Leben, Judentum dargestellt werden? Was macht einen Menschen, seine Umgebung und sein Leben jüdisch? Durch die ausgestellten Objekte und Texte soll jüdisches Leben präsentiert und nähergebracht werden. Im Zentrum dieser Ausstellung stehen vor allem die Menschen. Es sind übernommene Erzählungen, Gegenstände, Kleidungsstücke, Traditionen, Familie und Familiengeschichte, die einen Einblick in das Leben der damaligen Zeit gewähren. Neben der Ausstellung beherbergt die ehemalige Synagoge heute auch einen Ort des Gedenkens und der Erinnerung an die 1938 vertriebene und vernichtete jüdische Bevölkerung des Südburgenlandes.

Bedeutung
Mit der Restaurierung der ehemaligen Synagoge Stadtschlaining – ebenso wie mit dem Restaurierungsprojekt rund um die ehemalige Synagoge Kobersdorf – habe das Land Burgenland Akte einer verantwortungsbewussten Erinnerungskultur gesetzt, betonte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil: „Das Burgenland bekennt sich zu seinem jüdischen Erbe und seinen jüdischen Wurzeln, die vom Nazi-Terror ausgerissen wurden – sie machen einen wesentlichen Bestandteil unserer Identität aus, die von kultureller und religiöser Vielfalt geprägt ist. Wir haben uns daher auch ganz bewusst dazu bekannt, die ehemaligen Synagogen behutsam wieder instand zu setzen und kulturell zu nutzen – weil sie sichtbare Zeichen dafür sind, dass sich das Burgenland seiner jüdischen Traditionen und seiner Verantwortung für die Opfer der NS-Zeit bewusst ist.“ Die Ausstellung in der Synagoge Stadtschlaining lade zur Auseinandersetzung mit und Reflexion über die jüdische Geschichte des Burgenlandes ein und sei daher eine wertvolle Ergänzung zur Jubiläumsausstellung „100 Jahre Burgenland“. Die Nähe zur Friedensburg werde „hoffentlich dazu beitragen, dass das Friedensinstitut vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine wieder den Stellenwert bekommt, den es verdient“, so Doskozil.

Burgkoordinator Norbert Darabos unterstreicht den Zusammenhang mit dem Jubiläumsjahr: „Das Burgenland hat sich in seiner 100-jährigen Geschichte ausgezeichnet, indem es stets die ethnische und religiöse Vielfalt gelebt hat.“
Barbara Weißeisen-Halwax, GFin der Kulturbetriebe Burgenland, ergänzt: „Die Sanierung der ehemaligen Synagoge Schlaining ist integraler Bestandteil der Jubiläumsausstellung auf der Friedensburg. Damit gewinnt auch der Standort Schlaining an inhaltlicher Qualität.“

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Stadtschlaining
Die Synagoge war das kultische und kulturelle Zentrum der einst großen jüdischen Gemeinde Stadtschlaining. Die Synagoge gilt heute als besterhaltene Synagoge des Burgenlandes. Das griechische Wort synágein bedeutet „zusammenkommen“ oder „versammeln“. Das Wort „Synagoge“ bezeichnet zunächst die sich versammelnde Gemeinde. Es korrespondiert mit dem hebräischen Wort Bet HaKnesset (Haus der Versammlung). Die Synagoge ist aber nie ausschließlich liturgischer Ort, sondern religiöses, kulturelles und manchmal auch soziales Zentrum einer jüdischen Gemeinde.

Die Ausweisung aller Juden aus den österreichischen Erblanden durch Kaiser Leopold I. im Jahr 1670 ist zugleich der Anfang der jüdischen Gemeinde in Stadtschlaining. Die Vertriebenen fanden unter anderem Zuflucht auf den Gütern westungarischer Adelsfamilien, so auch der Batthyány. Hier wurde ihnen gegen die Entrichtung von Schutzgebühren Unterkunft gewährt. Später pachteten oder kauften sie auch andere Häuser in der Stadt. Zu den jüdischen Gemeindeeinrichtungen zählten die Synagoge, eine Mikwe (das jüdische Tauchbad) eine koschere Fleischbank, eine Schule, der Friedhof und eine Chewra kadischa (Beerdigungsbruderschaft). Der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Trend der Auflösung der Landgemeinden und der Übersiedlung in Ballungszentren sowie wirtschaftliche Gründe bewirkten die Abwanderung der ansässigen Bevölkerung in die unmittelbare Umgebung, aber auch in weiter entfernte Gebiete und große Städte. Bei der Vertreibung der letzten jüdischen Familien aus Stadtschlaining durch die Nationalsozialisten 1938 war die einst florierende jüdische Gemeinde nur mehr ein Schatten ihrer selbst.

Nähere Informationen zur Ausstellung und 100-Jahre Burgenland erhalten Sie unter: 
www.wirsind100.at
www.friedensburg.at