Ein Festival der Leidenschaft und der Zeichen
Das HERBSTGOLD – Festival in Eisenstadt lädt vom 11. bis 25. September 2022 unter dem Motto „Leidenschaft“ zu hochkarätigen Veranstaltungen mit Künstlern von Weltruf im einzigartigen Ambiente von Schloss Esterházy ein.
Leidenschaft und Haltung – das eine ist ohne das andere kaum zu denken. Umso erfreulicher, dass die Veranstalter des diesjährigen HERBSTGOLD – Festival in Eisenstadt ihr Programm kurzfristig um eine gewichtige Stimme bereichern konnten: Die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv, leidenschaftliche Anwältin für die Freiheit ihres Landes und Begründerin des Ukrainischen Jugendsinfonieorchesters, wird mit eben diesem am 18. September einen ganz besonderen Konzertabend gestalten, bei dem neben Camille Saint-Saëns‘ Cellokonzert Nr. 1 und Dvořáks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ auch die Sinfonietta ihres Landmanns Zoltan Almashi erklingt. „Musik kann nicht wegschauen. Musik soll Trost spenden!“, betont die langjährige musikalische Assistentin des Generalmusikdirektors der Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko, die 2021 als erste Frau bei den Bayreuther Festspielen eine Festspielpremiere dirigierte. „Menschen, die in ein Konzert gehen, sollen danach anders aus dem Saal herauskommen, als sie hineingegangen sind. Musik ist nicht lediglich Unterhaltung. Sie ist ein Statement!“
Damit dürfte der
Künstlerische Leiter Julian Rachlin sein Versprechen für das diesjährige,
mit dem Motto „Leidenschaft“ übertitelte HERBSTGOLD – Festival bereits im
Vorhinein erfüllt haben: „Garantieren kann ich Ihnen schon jetzt bewegende,
berührende und begeisternde Begegnungen hier im einzigartigen und zugleich
intimen Ambiente von Schloss Esterházy.“ Und mit der Installation des Chamber
Orchestra of Europe als Residenzorchester des Festivals schwingt zudem im
Subtext eine kulturpolitische Botschaft der kontinentalen Solidarität in
Eisenstadt mit. Der multinationale Klangkörper wird – nach einem
vorgeschalteten „Prélude“ mit Mozarts Oper„Bastien und Bastienne“
(11.9.), präsentiert vom Originalklang-Ensembles Barucco unter Leitung
von Heinz Ferlesch in der Inszenierung des Regieteams Carolin Pienkos und
Cornelius Obonya – das Festival sinfonisch eröffnen. Mit Julian Rachlin in
der Doppelrolle als Solist und Dirigent am Pult stehen am 15. September
Sinfonien von Haydn (Hob. I:49 „La passione”) und Beethoven (Nr. 7) sowie das
Brahmssche Violinkonzert auf den Notenpulten. Drei Tage später (18.9.)
übernimmt dann Sir András Schiff nämliche Doppelrolle beim Chamber
Orchestra of Europe und gibt Joseph Haydns Klavierkonzert Nr. 11 D-Dur Hob.
XVIII:11, Béla Bartóks Divertimento für Streichorchester sowie Haydns „Londoner
Sinfonie“ Nr. 104 D-Dur Hob. I:104 zum Besten. Beim sinfonischen
Festivalabschluss (25.9.) steht gemeinsam mit Julian Rachlin dann ein weiterer
Klangkörper von europäischem Spitzenrang auf der Eisenstädter Bühne: die
Filarmonica della Scala unter Robert Trevino mit dem Violinkonzert op. 35
von Peter Tschaikowski sowie der Schubert-Sinfonie Nr. 2 B-Dur D 125.
Intimere, freilich nicht weniger leidenschaftliche Stunden erwarten die
Festival-Besucher im Schloss Esterházy bei vier Kammermusik-Veranstaltungen
mit erlesenen Künstlern: den peruanisch-österreichischen Ausnahmetenor Juan
Diego Flórez mit einem (teils selbstbegleiteten) Liederabend (16.9.), das
französische Quatuor Ébène mit einem Haydn-Brahms-Janáček-Programm
(19.9.), das exquisite Trio Julian Rachlin (Vl.), Sarah McElravy (Va.) und
Boris Andrianov (Vc.) mit dem Bachschen Opus magnum „Goldbergvariationen“ in
der Dmitri-Sitkovetsky-Fassung (21.9.) sowie das soeben aus den Internationalen
Streichquartett-Wettbewerben von Bordeaux und der Wigmore Hall siegreich
hervorgegangene Leonkoro Quartett mit Mozart und Schumann (25.9.).
Besondere Stärke dieses Festivals ist, dass Julian Rachlin und das HERBSTGOLD –
Team immer auch die Genrevielfalt im Blick haben und programmatisch
berücksichtigen. 2022 werden der französische Gitarrist Biréli Lagrène (&
Friends) gemeinsam mit dem Janoska Ensemble „A Tribute To Django Reinhardt“
gestalten (23.9.) – extrovertierte Leidenschaft ist da garantiert. Und
Letzteres gilt erst recht für den Konzertabend mit Traditionals und
Roma-Musik vom Balkan bis ins Burgenland (23.9.), präsentiert inklusive
mitreißender Choreografien des Gypsy-Dance-Theaters Totti Ovidiu.
Dass das Festival selbst bzw. sein Metier – bei aller Professionalität und
Exzellenz – auch Sinn für Humor hat, beweisen zwei quasi semikabarettistische
Programm-Highlights: der Loriot-Abend „Das Ei ist hart“ mit den
Rezitatoren Dirk Sterman und Christoph Grissemann und der Pianistin Philippine
Duchateau (22.9.) sowie eine (klingende) Lesung „The Music Critic“ in
englischer Sprache mit der Hollywood-Legende John Malkovich (24.9.).
Eine originelle und mottoaffine Bereicherung des Festivalprogramms bietet zudem
die Filmvorführung von Ludovic Bernards „Der Klavierspieler vom Gare du
Nord“ über einen kleinkriminellen, aber musikalisch hochbegabten Burschen, der
sich aus schwierigen Verhältnissen hocharbeitet (20.9.): „eine brillante wie
elektrisierende Geschichte über die vereinende Kraft der Musik und die große
Chance, die im gegenseitigen Vertrauen liegt“ (mm filmpresse).
Die Konzeption des 2017 ins Leben gerufenen HERBSTGOLD – Festivals ist eine
echte Erfolgsgeschichte – in den letzten beiden Jahren konnten 97 % Auslastung
vermeldet werden. Ansporn genug für Julian Rachlin und die beteiligten
Künstler, das Publikum 2022 mit „Passion, Enthusiasmus und ekstatischer
Begeisterung“ (so die Lebensphilosophie des Festivalleiters) erneut in den
Bann zu ziehen. Und dabei in einem Atemzug gesellschaftspolitische Zeichen zu
setzen: für europäische Solidarität, ein grenzenloses, friedliches Miteinander
und vorbehaltlose Menschlichkeit jedem und jeder gegenüber. Gerade die
Kultur muss hier Haltung und Zeichen zeigen – mit aller Leidenschaft, die
ihr innewohnt.
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